Vor zehn Jahren ist in Marokko Mohammed VI. als Modernisierer angetreten. Die Erfolge sind unübersehbar – trotz Kritikern.
Wer ist Fatima Boujnah? Ein Mädchen vom Land, geboren in einem Dorf im Atlasgebirge, gerade 21 Jahre alt. Seit ein paar Tagen ist die junge Berberin mit dem grünen Kopftuch Bürgermeisterin der Kleinstadt Tizeght (4756 Einwohner) und damit das jüngste Stadtoberhaupt in ganz Marokko. Der Gemeinderat hat sie gegen einen männlichen Kandidaten der Unabhängigkeitspartei Istiqlal mit neun zu vier Stimmen ins Amt gewählt. Vorher war Fatima Boujnah freilich den Talentsuchern von Fouad Ali al-Himma aufgefallen, der sich mit viel Energie daran gemacht hat, die politische Landschaft Marokkos von Grund auf zu modernisieren.
Grosse Probleme bei der Schulbildung
Vor knapp einem Jahr hat Himma, Schulfreund und engster Vertrauter des Königs, die Partei Authenticité et Modernité (PAM) gegründet. Bei den Kommunalwahlen Mitte Juni schnitt sie besser ab als alle anderen Parteien. Besonders starke Verluste fuhren die gemässigten Islamisten ein (7,5 Prozent der Stimmen). Diesmal entfielen insgesamt 18,7 Prozent der Stimmen auf Kandidaten der PAM – unter ihnen Fatima Boujnah. Die neue Bürgermeisterin von Tizeght steht für die Hoffnung auf die dringend notwendige Verbesserung der Schulbildung: Sie hat die Oberschule abgeschlossen, was der überwiegenden Mehrheit der jungen Marokkaner, besonders den Mädchen, verwehrt ist. Nach offiziellen Angaben kann rund ein Drittel der Jugendlichen nicht lesen und schreiben.
Himmas Partei hat auch die neue Bürgermeisterin von Marrakesch aufgestellt: Die 33-jährige Rechtsanwältin Fatima Zahra Mansouri setzte sich im Gemeinderat mit 54 zu 35 Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber durch. Mansouri stammt wie Himma aus einer Familie mit engen Beziehungen zum Königshof. Zum ersten Mal regiert eine Frau eine Millionenstadt – ein riesiger Schritt, wenn man bedenkt, dass es bis vor sechs Jahren überhaupt keine Bürgermeisterinnen im Königreich gab. Kurz vor dem zehnjährigen Thronjubiläum von Mohammed VI. kommen Signale aus Marokko, die auf eine Fortsetzung der Modernisierung deuten.
Eine Königin mit Vorname
Als Hassan II am 23. Juli 1999 nach 38-jähriger Herrschaft starb, war das Land in seinen Entwicklungen erstarrt. Der Thronfolger ersetzte den gefürchteten Innenminister Driss Bassri durch seinen Schulfreund Himma und förderte die gesellschaftliche Modernisierung. Der königliche Harem, in dem die Frauen seines Vaters, aber auch 20 gealterte Konkubinen seines Grossvaters lebten, wurde aufgelöst. Zwei Jahre später nahm Mohammed VI., wegen seiner Liebe zum Wassersport (Jetski) auch «Majetski» genannt, eine Informatikerin aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen zur Frau. Prinzessin Lella Salma ist die erste Königsfrau in Marokko, die im Land nicht nur als eine vornamenslose Mutter der Prinzen bekannt ist.
Ein neues Familienrecht westlichen Zuschnitts, die Mudawana, ist der bislang grösste Beitrag des mit 46 Jahren immer noch recht jungen Königs zur Modernisierung Marokkos. In der Regierung (deren reale Macht vom Hofapparat, eingeschränkt ist) sitzen junge, unverschleierte Frauen in strategisch wichtigen Ressorts.
Bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen galt erstmals eine Frauenquote von zwölf Prozent für die Gemeinderäte. Wirtschaftlicher Stillstand, mangelnde Sozialpolitik und wachsende Armut stärken die Gegenkräfte in einem Mass, das sich nur schwer quantifizieren lässt, da Marokko noch lange kein demokratischer Rechtsstaat ist. Niemand weiss etwa zu sagen, wie stark die Islamisten im Land wirklich sind.
«Das grosse Missverständnis»
Zum Thronjubiläum sind in Frankreich zwei Bücher erschienen, deren Autoren aus unterschiedlicher Perspektive eine Zwischenbilanz zu ziehen versuchen. Ali Amar kritisiert «das grosse Missverständnis»: Der Journalist zeichnet das Porträt einer kritischen, ungeduldigen, frustrierten Jugend und einer gleichgültigen, in Luxus verliebten Oberschicht mit dem König an der Spitze. Der Historiker Pierre Vermeren spricht von einem «unvollendeten Übergang». Einerseits sei das Bevölkerungswachstum verlangsamt, was den Bildungsanstrengungen mehr Aussicht auf Erfolg gebe. Anderseits habe Marokko derart ausgeprägte strukturelle Schwächen, dass die Wirtschaftskrise noch lange nachwirken werde, wenn die Aussichten anderswo wieder heller geworden seien. Daran wird auch die verbesserte Stellung der Frau nichts ändern.
Von Jacqueline Hénard, Paris. Aktualisiert um 09:46 Uhr
Vor zehn Jahren ist in Marokko Mohammed VI. als Modernisierer angetreten. Die Erfolge sind unübersehbar – trotz Kritikern.
Wer ist Fatima Boujnah? Ein Mädchen vom Land, geboren in einem Dorf im Atlasgebirge, gerade 21 Jahre alt. Seit ein paar Tagen ist die junge Berberin mit dem grünen Kopftuch Bürgermeisterin der Kleinstadt Tizeght (4756 Einwohner) und damit das jüngste Stadtoberhaupt in ganz Marokko. Der Gemeinderat hat sie gegen einen männlichen Kandidaten der Unabhängigkeitspartei Istiqlal mit neun zu vier Stimmen ins Amt gewählt. Vorher war Fatima Boujnah freilich den Talentsuchern von Fouad Ali al-Himma aufgefallen, der sich mit viel Energie daran gemacht hat, die politische Landschaft Marokkos von Grund auf zu modernisieren.
Grosse Probleme bei der Schulbildung
Vor knapp einem Jahr hat Himma, Schulfreund und engster Vertrauter des Königs, die Partei Authenticité et Modernité (PAM) gegründet. Bei den Kommunalwahlen Mitte Juni schnitt sie besser ab als alle anderen Parteien. Besonders starke Verluste fuhren die gemässigten Islamisten ein (7,5 Prozent der Stimmen). Diesmal entfielen insgesamt 18,7 Prozent der Stimmen auf Kandidaten der PAM – unter ihnen Fatima Boujnah. Die neue Bürgermeisterin von Tizeght steht für die Hoffnung auf die dringend notwendige Verbesserung der Schulbildung: Sie hat die Oberschule abgeschlossen, was der überwiegenden Mehrheit der jungen Marokkaner, besonders den Mädchen, verwehrt ist. Nach offiziellen Angaben kann rund ein Drittel der Jugendlichen nicht lesen und schreiben.
Himmas Partei hat auch die neue Bürgermeisterin von Marrakesch aufgestellt: Die 33-jährige Rechtsanwältin Fatima Zahra Mansouri setzte sich im Gemeinderat mit 54 zu 35 Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber durch. Mansouri stammt wie Himma aus einer Familie mit engen Beziehungen zum Königshof. Zum ersten Mal regiert eine Frau eine Millionenstadt – ein riesiger Schritt, wenn man bedenkt, dass es bis vor sechs Jahren überhaupt keine Bürgermeisterinnen im Königreich gab. Kurz vor dem zehnjährigen Thronjubiläum von Mohammed VI. kommen Signale aus Marokko, die auf eine Fortsetzung der Modernisierung deuten.
Eine Königin mit Vorname
Als Hassan II am 23. Juli 1999 nach 38-jähriger Herrschaft starb, war das Land in seinen Entwicklungen erstarrt. Der Thronfolger ersetzte den gefürchteten Innenminister Driss Bassri durch seinen Schulfreund Himma und förderte die gesellschaftliche Modernisierung. Der königliche Harem, in dem die Frauen seines Vaters, aber auch 20 gealterte Konkubinen seines Grossvaters lebten, wurde aufgelöst. Zwei Jahre später nahm Mohammed VI., wegen seiner Liebe zum Wassersport (Jetski) auch «Majetski» genannt, eine Informatikerin aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen zur Frau. Prinzessin Lella Salma ist die erste Königsfrau in Marokko, die im Land nicht nur als eine vornamenslose Mutter der Prinzen bekannt ist.
Ein neues Familienrecht westlichen Zuschnitts, die Mudawana, ist der bislang grösste Beitrag des mit 46 Jahren immer noch recht jungen Königs zur Modernisierung Marokkos. In der Regierung (deren reale Macht vom Hofapparat, eingeschränkt ist) sitzen junge, unverschleierte Frauen in strategisch wichtigen Ressorts.
Bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen galt erstmals eine Frauenquote von zwölf Prozent für die Gemeinderäte. Wirtschaftlicher Stillstand, mangelnde Sozialpolitik und wachsende Armut stärken die Gegenkräfte in einem Mass, das sich nur schwer quantifizieren lässt, da Marokko noch lange kein demokratischer Rechtsstaat ist. Niemand weiss etwa zu sagen, wie stark die Islamisten im Land wirklich sind.
«Das grosse Missverständnis»
Zum Thronjubiläum sind in Frankreich zwei Bücher erschienen, deren Autoren aus unterschiedlicher Perspektive eine Zwischenbilanz zu ziehen versuchen. Ali Amar kritisiert «das grosse Missverständnis»: Der Journalist zeichnet das Porträt einer kritischen, ungeduldigen, frustrierten Jugend und einer gleichgültigen, in Luxus verliebten Oberschicht mit dem König an der Spitze. Der Historiker Pierre Vermeren spricht von einem «unvollendeten Übergang». Einerseits sei das Bevölkerungswachstum verlangsamt, was den Bildungsanstrengungen mehr Aussicht auf Erfolg gebe. Anderseits habe Marokko derart ausgeprägte strukturelle Schwächen, dass die Wirtschaftskrise noch lange nachwirken werde, wenn die Aussichten anderswo wieder heller geworden seien. Daran wird auch die verbesserte Stellung der Frau nichts ändern.
Montag, 7. Dezember 2009
Der König von Marokko - Eine gemischte Bilanz
Wer für Marokko unter König Mohammed VI. eine Entwicklung zur Demokratie wie im Spanien von Juan Carlos erwartete, ist enttäuscht worden. Zehn Jahre nachdem der König in Rabat den Thron bestieg, wird das Land noch immer von ihm, und nur von ihm regiert. Seine Person ist laut Verfassung "heilig".
Die Regierung hat wenig zu sagen, das Parlament ist ein Ratifizierungsapparat. Die jüngsten Gemeindewahlen gewann die Partei für Echtheit und Modernität, die der Freund des Königs, Fuad Ali al-Himma, erst vor einem Jahr gegründet hat. Beim Volk heißt sie Partei des Königs.
Das Glas der Reformen ist halb voll oder halb leer. Die "bleiernen Jahre" der brutalen Unterdrückung jeder Opposition unter seinem Vater Hassan II. suchte Mohammed hinter sich zu lassen. Zehntausend Opfer von Folter und Kerker wurden mit 75 Millionen Euro entschädigt. Aber die Namen ihrer Peiniger durften nicht erwähnt werden, und keiner von ihnen wurde belangt. Nach den blutigen Anschlägen des Jahres 2003 in Casablanca wurden etwa 20 000 Menschen im Umkreis der Täter verhaftet und 10 000 verurteilt, unter ihnen Freunde, Nahestehende und Kollegen der unmittelbar Verdächtigen. "Man hat mit breitem Besen gekehrt wie in den schlimmsten Zeiten von Hassan", heißt es bei der marokkanischen Menschenrechtsorganisation.
Wirtschaftlich macht das Land erkennbar Fortschritte. Ein neuer Hafen in Tanger, der Ausbau der Autobahnen, fünf Prozent Wachstum im Jahr stehen auf der positiven Seite. Doch die Verteilung der Reichtümer ist ungleich geblieben. Ein großer Teil der Unternehmen gehört nach wie vor direkt oder indirekt dem Hof. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt das Privatvermögen des Monarchen auf zwei Milliarden Euro. Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetentum haben sich kaum vermindert. Auch die Korruption blüht weiterhin. Ein neues Familiengesetz, das der König gegen den Widerstand der Islamisten durchsetzte, gesteht den Frauen nahezu gleiche Rechte zu. Scheidung und Mehrfachehe wurden erschwert. Bei der Verwirklichung ergeben sich freilich Schwierigkeiten.
Mohammeds Heirat mit der Informatikerin Lalla Salma wurde öffentlich mit Prunk gefeiert. Er machte sie indessen nicht zur Königin, da dies der Tradition widersprochen hätte. Vor sechs Jahren kam Kronprinz Moulay Hassan zur Welt, im vorletzten Jahr die Tochter Lalla Khadidja. Der 46-jährige König liebt Designeranzüge, Rockmusik und Sport. Dass er gern Jetski fährt, hat ihm den Spitznamen "Ma-jet-ski" eingetragen.
Diskretion geht ihm aber gewöhnlich über alles. Seit vier Jahren gibt es keinen Palastsprecher mehr. Auch auf einen Kommunikationsberater kann Mohammed VI. verzichten, denn in zehn Jahren gab er nur sieben Interviews und keine einzige Pressekonferenz. Selbst ausländische Staatsoberhäupter, die privat nach Marokko kommen, werden nicht mehr unbedingt im Palast empfangen. Auf seinen Auslandsreisen tritt der Monarch, so weit es geht, inkognito auf. Er hält sich zugute, dass die große Mehrzahl seiner Untertanen trotz allem es nicht vorziehen würde, in Algerien, Tunesien oder Libyen zu leben.
Die Regierung hat wenig zu sagen, das Parlament ist ein Ratifizierungsapparat. Die jüngsten Gemeindewahlen gewann die Partei für Echtheit und Modernität, die der Freund des Königs, Fuad Ali al-Himma, erst vor einem Jahr gegründet hat. Beim Volk heißt sie Partei des Königs.
Das Glas der Reformen ist halb voll oder halb leer. Die "bleiernen Jahre" der brutalen Unterdrückung jeder Opposition unter seinem Vater Hassan II. suchte Mohammed hinter sich zu lassen. Zehntausend Opfer von Folter und Kerker wurden mit 75 Millionen Euro entschädigt. Aber die Namen ihrer Peiniger durften nicht erwähnt werden, und keiner von ihnen wurde belangt. Nach den blutigen Anschlägen des Jahres 2003 in Casablanca wurden etwa 20 000 Menschen im Umkreis der Täter verhaftet und 10 000 verurteilt, unter ihnen Freunde, Nahestehende und Kollegen der unmittelbar Verdächtigen. "Man hat mit breitem Besen gekehrt wie in den schlimmsten Zeiten von Hassan", heißt es bei der marokkanischen Menschenrechtsorganisation.
Wirtschaftlich macht das Land erkennbar Fortschritte. Ein neuer Hafen in Tanger, der Ausbau der Autobahnen, fünf Prozent Wachstum im Jahr stehen auf der positiven Seite. Doch die Verteilung der Reichtümer ist ungleich geblieben. Ein großer Teil der Unternehmen gehört nach wie vor direkt oder indirekt dem Hof. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt das Privatvermögen des Monarchen auf zwei Milliarden Euro. Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetentum haben sich kaum vermindert. Auch die Korruption blüht weiterhin. Ein neues Familiengesetz, das der König gegen den Widerstand der Islamisten durchsetzte, gesteht den Frauen nahezu gleiche Rechte zu. Scheidung und Mehrfachehe wurden erschwert. Bei der Verwirklichung ergeben sich freilich Schwierigkeiten.
Mohammeds Heirat mit der Informatikerin Lalla Salma wurde öffentlich mit Prunk gefeiert. Er machte sie indessen nicht zur Königin, da dies der Tradition widersprochen hätte. Vor sechs Jahren kam Kronprinz Moulay Hassan zur Welt, im vorletzten Jahr die Tochter Lalla Khadidja. Der 46-jährige König liebt Designeranzüge, Rockmusik und Sport. Dass er gern Jetski fährt, hat ihm den Spitznamen "Ma-jet-ski" eingetragen.
Diskretion geht ihm aber gewöhnlich über alles. Seit vier Jahren gibt es keinen Palastsprecher mehr. Auch auf einen Kommunikationsberater kann Mohammed VI. verzichten, denn in zehn Jahren gab er nur sieben Interviews und keine einzige Pressekonferenz. Selbst ausländische Staatsoberhäupter, die privat nach Marokko kommen, werden nicht mehr unbedingt im Palast empfangen. Auf seinen Auslandsreisen tritt der Monarch, so weit es geht, inkognito auf. Er hält sich zugute, dass die große Mehrzahl seiner Untertanen trotz allem es nicht vorziehen würde, in Algerien, Tunesien oder Libyen zu leben.
M6, der coole King
Mohammed VI. hat Marokko in zehn Jahren gegen Widerstände modernisiert..
Zuletzt noch den Marmorboden shampooniert, den Zaun in den Nationalfarben Grün-Rot verkleidet und auf der Straße die Bordsteine neu gestrichen. Wie immer muss zur marokkanischen "Fête du Trône" alles perfekt sein, besonders aber zum zehnten Thronjubiläum, das König Mohammed VI. morgen, Donnerstag, nicht in der Hauptstadt Rabat, sondern in seinem geliebten Tanger feiert.
Der offizielle Teil findet vorher in Tetouan statt, keine Autostunde von der Hafenstadt an der Meerenge von Gibraltar entfernt. Islamische Theologen, Minister und Abgeordnete schwören dort dem Herrscher der Alaouiten Gehorsam - ein altertümliches Ritual, das wenig zum Image von "M6" , wie er genannt wird, passt. Er gilt als "cooler King" , mit einem Faible für Rai-Pop, Jetski und teure Sportwagen, der obendrein über ein Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar verfügt. So schätzte 2008 das US-Wirtschaftsmagazin Forbes und setzte Marokkos König auf Platz sieben der 15 reichsten "Royals" der Welt.
Als Mohammed VI. 1999, nach dem Tod seines Vaters Hassan II., den Thron bestieg, brachte er sein Land sofort auf Reformkurs. Politische Gefangene wurden freigelassen, und eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" wurde initiiert, die die Menschenrechtsverletzungen der "bleiernen Zeit" (1956-1999) untersuchte. "Ein unglaublicher Schritt", meint Abdelhay Moudden, Politologe und ehemaliges Mitglied der Wahrheitskommission, "der für die Machthaber in Ägypten, Saudi-Arabien oder Syrien undenkbar ist".
Mehr Rechte für Frauen
Ein weiterer Meilenstein war 2004 das neue Familiengesetz (Moudawana), das der Frau entscheidend mehr Rechte einräumt. "Eine Grundvoraussetzung für die Bildung einer demokratischen Gesellschaft", nannte es Prinzessin Lalla Salma, die Mohammed VI. 2002 geheiratet und das Gesetz als erste Monarchengattin in der Geschichte Marokkos der Öffentlichkeit präsentiert hatte.
Parallel zum politischen Reformkurs baute man die Infrastruktur Marokkos aus und startete wirtschaftliche Großprojekte. Heute verbindet ein 1500 Kilometer langes Autobahnnetz alle größeren Städte. Nahe Tanger entstand für fast zwei Milliarden Euro ein neuer Mittelmeerhafen. In den Großstädten begann man mit der Beseitigung von Elendsvierteln, aus denen die Attentäter der Bombenanschläge in Casablanca vom Mai 2003 stammten, bei denen 43 Menschen starben.
Seither enttarnten die Behörden über 50 Terrornetzwerke, die Attentate im In- und Ausland geplant haben sollen. Unter Hassan II. bevölkerten systemkritische Kommunisten die Gefängnisse, heute sind es die Islamisten. Zudem verurteilte die Justiz wieder und wieder Journalisten.
"Natürlich ist Marokko noch keine Demokratie, aber es befindet sich auf dem Weg" , erklärt Abdelhay Moudden. "Leider wird hinter den Kulissen sabotiert." Dazu gehörten konservative Monarchisten im Justizwesen, Industrielle und säkulare Militärs, die sich den alten Status quo zurückwünschen. Nötig seien weitere Reformen, vor allem eine Überarbeitung des Strafgesetzbuchs. "Trotzdem kann man sich als Marokkaner", fügt Moudden schmunzelnd hinzu, "im Vergleich zu anderen arabischen Ländern immer noch gut fühlen.
Zuletzt noch den Marmorboden shampooniert, den Zaun in den Nationalfarben Grün-Rot verkleidet und auf der Straße die Bordsteine neu gestrichen. Wie immer muss zur marokkanischen "Fête du Trône" alles perfekt sein, besonders aber zum zehnten Thronjubiläum, das König Mohammed VI. morgen, Donnerstag, nicht in der Hauptstadt Rabat, sondern in seinem geliebten Tanger feiert.
Der offizielle Teil findet vorher in Tetouan statt, keine Autostunde von der Hafenstadt an der Meerenge von Gibraltar entfernt. Islamische Theologen, Minister und Abgeordnete schwören dort dem Herrscher der Alaouiten Gehorsam - ein altertümliches Ritual, das wenig zum Image von "M6" , wie er genannt wird, passt. Er gilt als "cooler King" , mit einem Faible für Rai-Pop, Jetski und teure Sportwagen, der obendrein über ein Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar verfügt. So schätzte 2008 das US-Wirtschaftsmagazin Forbes und setzte Marokkos König auf Platz sieben der 15 reichsten "Royals" der Welt.
Als Mohammed VI. 1999, nach dem Tod seines Vaters Hassan II., den Thron bestieg, brachte er sein Land sofort auf Reformkurs. Politische Gefangene wurden freigelassen, und eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" wurde initiiert, die die Menschenrechtsverletzungen der "bleiernen Zeit" (1956-1999) untersuchte. "Ein unglaublicher Schritt", meint Abdelhay Moudden, Politologe und ehemaliges Mitglied der Wahrheitskommission, "der für die Machthaber in Ägypten, Saudi-Arabien oder Syrien undenkbar ist".
Mehr Rechte für Frauen
Ein weiterer Meilenstein war 2004 das neue Familiengesetz (Moudawana), das der Frau entscheidend mehr Rechte einräumt. "Eine Grundvoraussetzung für die Bildung einer demokratischen Gesellschaft", nannte es Prinzessin Lalla Salma, die Mohammed VI. 2002 geheiratet und das Gesetz als erste Monarchengattin in der Geschichte Marokkos der Öffentlichkeit präsentiert hatte.
Parallel zum politischen Reformkurs baute man die Infrastruktur Marokkos aus und startete wirtschaftliche Großprojekte. Heute verbindet ein 1500 Kilometer langes Autobahnnetz alle größeren Städte. Nahe Tanger entstand für fast zwei Milliarden Euro ein neuer Mittelmeerhafen. In den Großstädten begann man mit der Beseitigung von Elendsvierteln, aus denen die Attentäter der Bombenanschläge in Casablanca vom Mai 2003 stammten, bei denen 43 Menschen starben.
Seither enttarnten die Behörden über 50 Terrornetzwerke, die Attentate im In- und Ausland geplant haben sollen. Unter Hassan II. bevölkerten systemkritische Kommunisten die Gefängnisse, heute sind es die Islamisten. Zudem verurteilte die Justiz wieder und wieder Journalisten.
"Natürlich ist Marokko noch keine Demokratie, aber es befindet sich auf dem Weg" , erklärt Abdelhay Moudden. "Leider wird hinter den Kulissen sabotiert." Dazu gehörten konservative Monarchisten im Justizwesen, Industrielle und säkulare Militärs, die sich den alten Status quo zurückwünschen. Nötig seien weitere Reformen, vor allem eine Überarbeitung des Strafgesetzbuchs. "Trotzdem kann man sich als Marokkaner", fügt Moudden schmunzelnd hinzu, "im Vergleich zu anderen arabischen Ländern immer noch gut fühlen.
Christliche Missionare in Marokko festgenommen
In Marokko sind nach Angaben der Katholischen Presseagentur Österreich 17 christlich-evangelikale Missionare festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen das Evangelium unter Muslimen verbreiten zu wollen. Nach Aussage des marokkanischen Innenministeriums könnten dadurch die religiösen Werte des Königsreiches in Gafahr sein. Die Missionare aus der Schweiz, Südafrika & Guatemala wurden des Landes verwiesen. Was mit dem Missionar marokkanischer Herkunft geschehen ist ist unbekannt.
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