Mohammed VI. hat Marokko in zehn Jahren gegen Widerstände modernisiert..
Zuletzt noch den Marmorboden shampooniert, den Zaun in den Nationalfarben Grün-Rot verkleidet und auf der Straße die Bordsteine neu gestrichen. Wie immer muss zur marokkanischen "Fête du Trône" alles perfekt sein, besonders aber zum zehnten Thronjubiläum, das König Mohammed VI. morgen, Donnerstag, nicht in der Hauptstadt Rabat, sondern in seinem geliebten Tanger feiert.
Der offizielle Teil findet vorher in Tetouan statt, keine Autostunde von der Hafenstadt an der Meerenge von Gibraltar entfernt. Islamische Theologen, Minister und Abgeordnete schwören dort dem Herrscher der Alaouiten Gehorsam - ein altertümliches Ritual, das wenig zum Image von "M6" , wie er genannt wird, passt. Er gilt als "cooler King" , mit einem Faible für Rai-Pop, Jetski und teure Sportwagen, der obendrein über ein Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar verfügt. So schätzte 2008 das US-Wirtschaftsmagazin Forbes und setzte Marokkos König auf Platz sieben der 15 reichsten "Royals" der Welt.
Als Mohammed VI. 1999, nach dem Tod seines Vaters Hassan II., den Thron bestieg, brachte er sein Land sofort auf Reformkurs. Politische Gefangene wurden freigelassen, und eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" wurde initiiert, die die Menschenrechtsverletzungen der "bleiernen Zeit" (1956-1999) untersuchte. "Ein unglaublicher Schritt", meint Abdelhay Moudden, Politologe und ehemaliges Mitglied der Wahrheitskommission, "der für die Machthaber in Ägypten, Saudi-Arabien oder Syrien undenkbar ist".
Mehr Rechte für Frauen
Ein weiterer Meilenstein war 2004 das neue Familiengesetz (Moudawana), das der Frau entscheidend mehr Rechte einräumt. "Eine Grundvoraussetzung für die Bildung einer demokratischen Gesellschaft", nannte es Prinzessin Lalla Salma, die Mohammed VI. 2002 geheiratet und das Gesetz als erste Monarchengattin in der Geschichte Marokkos der Öffentlichkeit präsentiert hatte.
Parallel zum politischen Reformkurs baute man die Infrastruktur Marokkos aus und startete wirtschaftliche Großprojekte. Heute verbindet ein 1500 Kilometer langes Autobahnnetz alle größeren Städte. Nahe Tanger entstand für fast zwei Milliarden Euro ein neuer Mittelmeerhafen. In den Großstädten begann man mit der Beseitigung von Elendsvierteln, aus denen die Attentäter der Bombenanschläge in Casablanca vom Mai 2003 stammten, bei denen 43 Menschen starben.
Seither enttarnten die Behörden über 50 Terrornetzwerke, die Attentate im In- und Ausland geplant haben sollen. Unter Hassan II. bevölkerten systemkritische Kommunisten die Gefängnisse, heute sind es die Islamisten. Zudem verurteilte die Justiz wieder und wieder Journalisten.
"Natürlich ist Marokko noch keine Demokratie, aber es befindet sich auf dem Weg" , erklärt Abdelhay Moudden. "Leider wird hinter den Kulissen sabotiert." Dazu gehörten konservative Monarchisten im Justizwesen, Industrielle und säkulare Militärs, die sich den alten Status quo zurückwünschen. Nötig seien weitere Reformen, vor allem eine Überarbeitung des Strafgesetzbuchs. "Trotzdem kann man sich als Marokkaner", fügt Moudden schmunzelnd hinzu, "im Vergleich zu anderen arabischen Ländern immer noch gut fühlen.
Montag, 7. Dezember 2009
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